...und der Schiedsrichter zählt einhändig
von Archiv am 06.11.2014 14:41 Uhr
Die drei mitgereisten Unterbruch-Fans amüsierten sich trotz des nicht gerade knappen Sieges an den Spielen ihrer Mannschaft, gab es doch zahlreiche Fragen zu beantworten: Welches der beiden Doppel gibt mehr Punkte ab? Schafft Tobias Mispelbaum es, mehr als einen Punkt pro Satz gegen Katharina zu holen? Kann Laura ihren Gegner endlich mal ernst nehmen? Wer übertreibt es mit der Ballonabwehr mehr, Alexey gegen Oberbruch oder Laura gegen Kirchhoven? Doch am Rande all dessen gab es auch zwei richtige Tischtennisspiele zu beobachten, nämlich die des jungen Oberbruchers Felix Boschke, der mit Alexey und Bianca durchaus mithalten konnte. Seine drei Kollegen jedoch waren - wie auch alle anderen in der Jungen Kreisliga - den Unterbruchern haushoch unterlegen. Trotz Ermunterungsrufen von der Unterbrucher Bank war das obere Paarkreuz der Gastgeber aus Gerrit Berger und Tobias Mispelbaum - seit dem Euro-Jugend-Treff mit Laura und Katharina bekannt - teilweise auf die Gnade ihrer Gegnerinnen angewiesen, um überhaupt einen Punkt pro Satz zu holen. Die Doppelfrage entschieden Schippers/Shchukin dabei für sich, als sie gegen Shala/Bies nur acht Punkte ließen (inklusive unnötigem Fehler bei 10:0-Führung), während Gantner/Kluttig ihre Gegner Berger/Mispelbaum im dritten Satz mitspielen ließen und auf dreizehn Verlustpunkte kamen. Gerrit Berger, der sich vor der Saison sogar noch Siegchancen gegen Katharina eingeräumt hatte, musste diese Hoffnungen schnell begraben, immerhin holte er mit Unterstützung seines Trainers vierzehn Punkte gegen eine Standtischtennis spielende Unterbrucherin - die sich in den Satzpausen lieber um ihr Smartphone mit Spiderman-App kümmerte - und legte die Messlatte für seine Teamkameraden damit auf eine neue Höhe, die zumindest Tobias Mispelbaum gegen Laura nicht erreichen konnte, für ihn reichte es nur zu acht Punkten gegen eine nicht minder bewegungsscheue Laura, deren Privatcoach Marc Weiß es sich sogar leisten konnte, mit David Duven ein paar Bälle zu spielen. Felix Boschke war es dann, der erstmals acht Punkte in einem Satz für Oberbruch erringen konnte. Im zweiten Satz ließ Alexey ihm dann nur noch zwei, woraufhin Felix von Esat Alaz und Michael Esser beiseite genommen wurde. Neu eingestellt bot er dem Unterbrucher erstaunlich gut Paroli, gewann den dritten Satz mit 11:9, auch im vierten Satz wurde es eng, 10:10, 11:11,... "Jetzt komm, Alexey, mach das Ding zu!", befahl Marc, der hier nicht mehr Zeit als nötig verbringen wollte, zwei Punkte später hatte Alexey das Spiel in der Tasche, sprach Felix aber seiner Anerkennung aus. Max Bies, ebenso ein Schülerspieler mit gutem Händchen, aber noch nicht so lange dabei wie Felix, schlug sich achtbar gegen Bianca, holte in zwei Sätzen neun Punkte, im dritten noch vier, hatte letztendlich aber keine große Chance. Spannung pur dann wieder im oberen Paarkreuz. Nach 11:5 und 12:10 gegen Gerrit Berger drohte Laura sich komplett rauszuspielen, lächelte aber nur und meinte, jetzt mache sie mal Ernst. Mit 11:2 im dritten Satz zeigte sie, dass sie auch wenn nötig ein bisschen mehr Gas geben kann. Katharina legte indes in jedem der drei Sätze gegen Tobias Mispelbaum mit 7:0 vor - und da Kathi ja aus Prinzip nicht zu null gewinnt war die Frage nur, schafft Tobias die Zwei-Punkte-Hürde? Im ersten Satz überzeugte der Oberbrucher mit einem gut getroffenen Rückhandtopspin zum 1:8, der David, Oliver und Marc ein dreifaches anerkennendes "uuuhhhhhh" entlockte. Kathi war so perplex, dass sie ihm gleich einen zweiten Punkt gab, das war es dann aber auch. Im zweiten Satz holte Tobias dann gleich fünf Punkte, was zu einigem Erstaunen auf der Bank sorgte. Im letzten Satz führte Katharina dann 10:0, aber Tobias hatte Aufschlag - vielleicht ein Fehlaufschlag? Nein, hochkonzentriert landet die Angabe mit viel Unterschnitt auf der anderen Seite, sodass Katharina nichts anderes übrig bleibt, als den Ball ins Netz zu drücken. Den darauffolgenden Aufschlag will sie durchrohren, der Ball springt aber von der Netzkante über den Tisch - 11:2, Tobias hat es geschafft! Unten zeigte Felix Boschke dann eine weitere starke Leistung gegen Bianca, die selber einfach nicht treffen wollte. Die Unsicherheit und Verkrampftheit seiner Gegnerin nutzte der junge Oberbrucher eiskalt aus und gewann zu 6, zu 7 und zu 10 - der Ehrenpunkt für seine Mannschaft war gesichert. Alexey versuchte es gegen Max Bies mit unzähligen Schnittvariationen der Ballonabwehr, zwischendurch spielte er aber auch mal kurz normal, womit Laura den Ballonabwehr-Award für das arroganteste Spiel der Jungen Kreisliga knapp behalten darf. Außerdem holte der kleine Max mit siebzehn Punkten mehr als Lauras damaliger Gegner. Alexeys abschließende Aussage "Ich habe mein bestes gegeben" bezog sich wohl mehr auf seine Ballonabwehr-Qualitäten als auf sein Tischtenniskönnen, Michael Essers relativierenden Standpunkt "Dafür, dass der weniger als ein Jahr Tischtennis spielt, ist das gar nicht so schlecht" muss man aber auch anerkennen. Oberbruch, derzeit als Tabellensechster nicht auf einem Abstiegsplatz, ist in der Jungen Kreisliga angekommen, nur gehört Unterbruch II hier nicht hin. Am 30. November spielt diese Mannschaft gegen die TTG RS Hoengen II, einen der Anwärter auf den zweiten Platz hinter Unterbruch II, ihr letztes Spiel in der Jungen Kreisliga. Nicht etwa, weil sie zur Rückrunde von ihrem ersten Platz und dem damit verbundenen Aufstieg Gebrauch machen, sondern weil der vom Regelwerk erzwungene Verbleib in der Kreisliga weder unseren Mädchen noch Mannschaften wie Oberbruch etwas bringt. Sinnbild des Spiels und der ganzen Saison: Unterbruch geht spazieren, der Schiedsrichter zählt einhändig.