Sechste nötigt Porselen II beim 4:9 Respekt ab
von Archiv am 08.12.2014 09:48 Uhr
Im letzten Saisonspiel der Sechsten ging es gegen die Übermacht aus Porselen, die nach neun Begegnungen bei nur sechs Verlustpunkten stand und bisher nur dem Tabellenzweiten Lindern III und dem Tabellendritten Oberbruch II beim jeweiligen 9:2 mehr als den Gnadenpunkt gelassen hatte. Eine klare Sache also, das von den Unterbruchern selbst errechnete Endergebnis lautete "1:9 oder 2:9" - immerhin hatte man mit Nils Heinrichs und Jan Gantevoort auch ohne die fehlenden Christoph Gottschalk und Norbert Hummen sowie den in die Fünfte hochgerückten Yannik Duven noch zwei Trumpfkarten in der Hand. Die generell eher junge sechste Mannschaft war durch das Fehlen der beiden Alterspräsidenten so jung aufgestellt, dass der Autor mit 25 Jahren erstmals als ältester Spieler seiner Herrenmannschaft antreten durfte. Da man ja sowieso keine Chance hatte, wurde der im Vorfeld angefragten Spielverlegung durch Porselen zugestimmt, schließlich wollte man Jan auch mal die Chance geben, einen echten Gegner gegen sich zu haben - während seines 16:0-Marsches war das junge Talent bisher nur von Max Köster und Dominik Franken gefordert worden. Einen Ersatztermin zu finden gestaltete sich dank der Wettspielordnung als schwierig, eine Nachverlegung über das Ende der Hinrunde hinaus war leider nicht möglich, also trat Unterbruch VI am Freitagabend mit Nils Heinrichs und Marcel Dorn im unteren Paarkreuz an, Oliver Bösing rutschte zu Jan Gantevoort in die Mitte und Tobias Derichs zu Julian Esser nach oben. Als Dank für die achte Verlegung in zehn Spielen überraschten die komplett antretenden Porselener uns mit Schokoladennikoläusen, die gleich für blendende Laune bei den Gastgebern sorgten. In den Doppeln wurde "just for fun" aufgestellt, Julian wollte lieber gegen Heinrichs/Northemann spielen, Tobias hatte Lust auf ein Doppel mit Marcel, Nils musste mit dem Autor vorlieb nehmen. Das "ungeschlagene" Spitzendoppel Derichs/Dorn hatte trotz "schwarz auf schwarz und dann bumm"-Taktik keine Chance gegen das ungeschlagene Doppel 2 Radomski/Woltery, ebensowenig Bösing/Heinrichs gegen die ebenfalls ungeschlagenen Reiners/Franzen, Coach Gantevoorts Vorschlag, so viele Kantenbälle wie möglich zu produzieren, wurde zwar ausgeführt, die Porselener waren dennoch zu stark. Gegen das - natürlich ebenfalls ungeschlagene - Doppel 1 Heinrichs/Northemann zeigten Esser/Gantevoort jedoch eine wahre Meisterleistung, bezwangen ihre Gegner in einer einmaligen harmonischen Vorstellung glatt in drei Sätzen. Während Hans-Walter Radomski seine Ankündigung "das geht schnell" gegen Tobias Derichs mehr als wahr machte und dem Unterbrucher nur 11 Punkte in drei Sätzen ließ, ihm anschließend aber noch ein paar Tipps bezüglich des Einsatzes seiner Noppen gab, zeigte Julian Esser eine achtbare Leistung gegen Heinz-Willi Heinrichs, dem er auf Augenhöhe begegnete und erst im vierten Satz denkbar knapp mit 13:15 die Segel streichen musste. Nun kam das Spiel, das Jan davon abhalten sollte, zu null durch die Klasse zu gehen, aber Jans Ankündigung "Ich will zu null bleiben!" sollte wider Erwarten standhalten. Mit einer Klasseleistung blieb Jan in vier Sätzen siegreich über Armin Woltery, die null hielt stand. Oliver Bösing auf der anderen Seite musste wie erwartet eingestehen, dass Klaus Reiners eine Nummer zu groß für ihn ist und verlor trotz passabler Leistung 0:3. Schon zwei Bonuspunkte für die Sechste, jetzt konnte Nils Heinrichs gegen Götz Northemann den sicher eingeplanten Punkt machen. Northemann hatte jedoch anderes vor und holte mit 13:11 den ersten Satz, Nils gleich umringt von Unterbrucher Zuschauern, um ihn auf die richtige Spur zu bringen. Souverän entscheidet Nils mit 11:2 den zweiten Satz für sich, eine weitere Beratung scheint nicht notwendig zu sein. Götz Northemann erweist sich aber als clever und ändert sein Spiel ab, lockt Nils immer wieder durch Schnittwechsel in Fehler, holt sich Satz drei. Trotz erneuter Beratung steht Nils dann im vierten Satz schon vor der Niederlage, muss zwei Matchbälle abwehren, dann gewinnt er doch noch 14:12. Im Entscheidungssatz führt er hoch, dann kommt Northemann zurück, bei 7:6 für Nils nimmt die Unterbrucher Bank rund um Uli Hollwitz und Holger Köster Time-Out. Nils reagiert perfekt darauf, setzt alles um und siegt 11:7. Der dritte Punkt für die Sechste, die gegen Porselen II nun schon besser dasteht als alle anderen Mannschaften ihrer Klasse. Es folgte das Sensationsspiel des Abends, als Ersatzmann Marcel Dorn (TTR 1064) von Unterbruch VIII gegen den ungeschlagenen Dietmar Franzen (TTR 1366) an den Tisch ging. Jan Gantevoort hatte zuvor gewettet, dass wenn Marcel gegen Dietmar gewinnen sollte, er eine Woche lang alles mache, was Marcel ihm befehle. Es war die unwahrscheinlichste aller Möglichkeiten, hier einen Punkt zu holen. Aber ein grinsender und klatschender Jonas Hamers konnte nun die Früchte seiner Arbeit bewundern, hatte er beim Jugendtraining doch Marcels Block auf gute, spinreiche Topspins eingestellt. Franzen spielte nicht schlecht, er spielte, wie er immer spielt, aber Marcel wurde zum wahren Blockmonster, mit unheimlich guter Bewegung und fein justierten Blocks auf alle Spinvarianten gab er dem Porselener alles zurück, siegte im ersten Satz tatsächlich 13:11. Im zweiten Satz führte er schon 10:8, eine Sensation bahnte sich an, dann stellte Dietmar auf einmal radikal um: Was mache ich gegen einen Spieler der 3. Kreisklasse? Lange Oberschnitt-Seitschnitt-Aufschläge. Drei der vier folgenden Punkte, die Dietmar zum Satzgewinn holte, waren direkte Aufschlagpunkte. Im dritten Satz punktete der Porselener dann mit nahezu jedem Aufschlag direkt, was Marcel ihm hoch zurückbrachte, wurde abgeschossen, schnell stand es 11:3. Eine Nachhilfestunde in Sachen Aufschlagannahme musste her, gleich mehrere standen bei Marcel und studierten noch einmal die Bewegung. Nun bekam er sie, konnte die Aufschläge zurückbringen. Im vierten Satz überraschte Marcel neben seinen unglaublich starken Blocks auch noch durch gut gesetzte Vorhandtopspins, setzte einen inzwischen fluchenden Dietmar immer mehr unter Druck - und gewann 14:12. Im Entscheidungssatz setzt sich Dietmar dann mit zwei Riesenbällen und einem Fehler Marcels direkt mit 3:0 ab, beim Wechsel steht es 5:1. Marcels Vertrauen in sich selbst bröckelt, auf einmal geht er in den Block nicht mehr richtig rein, trotzdem bleibt er noch dran, verliert am Ende 6:11. Schade. Das Ding war drin, das war wirklich drin. Eine absolute Hammerleistung von Marcel, der hier wohl das stärkste Meisterschaftseinzel seiner Karriere zeigte und unglaubliche Reserven in seinen Spielqualitäten offenbart. Nach dieser Überraschung im unteren Paarkreuz lief oben dann wieder alles normal, Julian unterliegt nach gewonnenem ersten Satz dann doch deutlich Radomski während Tobias nur im zweiten Satz ein wenig gegen Heinrichs entgegensetzen kann. Dann bekam Klaus Reiners die letzte Chance, Jan die null noch zu verderben, aber Jan zeigte sich einmal mehr spielerisch absolut überragend, in einem hochklassigen Spiel agierte er nicht nur technisch blitzsauber, sondern vor allem auch taktisch und nervlich stark, von eiskalten Stoppbällen direkt hinters Netz bis zu lang verteilten platzierten Topspins bot er alles auf, um seine null zu halten. Nach vier Sätzen wunderbaren Tischtennissports stand es dann fest: Jan Gantevoort geht in seiner ersten Halbserie als Unterbrucher mit 18:0 durch die Klasse durch und übertrifft damit alle in ihn gesteckten Erwartungen. Da Nils im vorgezogenen Spiel schon 1:3 gegen Dietmar Franzen unterlegen hatte - was Marcels starke Leistung nur noch mehr aufwertet - war das Spiel inzwischen schon entschieden, aber nach einem 3:11 im ersten Satz gegen Armin Woltery (TTR 1503) sagte sich der Autor (TTR 1269) "nur weil der gut ist brauchst du nicht schlecht zu spielen" und zeigte daraufhin ebenfalls eine Klasseleistung, gewann vor allem durch gute Eröffnungen via Rückhandtopspin und sicheres Nachgehen mit der Vorhand den zweiten Satz mit 11:7, wollte im dritten dann zu schnell zu viel und ging noch einmal 2:11 unter, dann aber hatte er die richtige Dosis raus. Olis berüchtigte fünf Minuten dauerten diesmal ziemlich lange, im vierten Satz setzte er sich wieder mit 11:8 durch, immer wieder über den sonst kaum in der Meisterschaft eingesetzten Rückhanderöffnungsspin kommend. Im Entscheidungssatz war es auch lange Zeit knapp, bei 7:7 macht Oli dann zwei unnötige leichte Fehler, die ihn letztendlich eine sehr realistische Siegchance kosten, Armin siegt am Ende 11:8. Mit dem 4:9 setzt die Sechste ein deutliches Zeichen gegen Porselen II, bedenkt man, dass die Spiele von Marcel und Oliver - auch wenn es niemand für möglich gehalten hätte - locker auch hätten kommen können und dass Julian gegen Heinrichs auch fast dran war, dann zeigt sich angesichts des bisher mehr als lockeren Durchmarsches der Porselener, dass die sechste Mannschaft das Potential hat, um die Klasse zu halten, dass sie durchaus auch auf Platz fünf stehen könnte. Durch die Abgabe Jan Gantevoorts in eine höhere Spielklasse wird die Rückrunde aber auch nicht unbedingt leichter, auch das Hochrücken von Julian Esser kann durch den Zugang neuer Talente nur bedingt ausgeglichen werden. Der Kampf gegen den Abstieg wird Unterbruch VI wohl bis zum letzten Spiel der Saison begleiten, aber Leistungen wie die heutige zeigen einmal mehr das spielerische Potential dieser Mannschaft.