Sechste gibt alles in Lindern, Tobias geht über die Grenzen

von Archiv am 21.09.2014 16:28 Uhr

Unterbruch VI zeigte Kampfgeist, Verzweiflung, Tränen, Einsatz bis zum sprich- oder eher wortwörtlichen Umfallen, aber am Ende war gegen Lindern III kein Kraut gewachsen - mit 9:5 setzten sich die Linderner an die Tabellenspitze, während Unterbruch VI immer noch ohne Punkte dasteht und Schlüsselspieler Tobias Derichs vorerst ins Veteranenkrankenhaus der Fünften verfrachtet. Doch beginnen wir am Anfang. Gegen Linderns Spitzendoppel Boms J./Franken kamen Gottschalk/Derichs nur in den ungeraden Sätzen zurecht, 11:9 und 13:15 hieß es dort, aber in Satz 2 und 4 holte man zusammen nur fünf Punkte - gerne hätte man beim Seitenwechsel auf die Änderung der Zuspielreihenfolge verzichtet. Esser/Gantevoort, die heute als Doppel 1 antraten, harmonierten gut und zeigten sich gegen Genotte/Dohmen spielstark, siegten in vier Sätzen. Im Doppel 3 Hummen/Bösing gab es jedoch ein paar Spannungen und mit Wagels/Boms C. eine Gegnerpaarung, die vor allem mit guten Aufschlägen und druckvollem Spiel brillierte - Coach Derichs und seine Schützlinge wussten nur wenige Ansätze, sodass man schließlich mit 1:3 unterlag. Im oberen Paarkreuz verzweifelte Julian Esser fast völlig an Willi Genottes unangenehmem Spiel, schluckte seinen Ärger nach einem desaströsen 0:11 im ersten Satz zwar noch einmal hinunter und kämpfte sich zurück, hatte auf Willis heute unglaubliche Sicherheit aber letztlich nicht die richtige Antwort, auch er unterlag mit 1:3. "Warum krieg ich immer die Leute mit Noppen und Antis?", beschwerte er sich nach dem Spiel bei Noppenspieler Tobias Derichs. Christoph Gottschalk und Jürgen Boms lieferten sich derweil einen offenen Schlagabtausch, sowohl der Unterbrucher als auch der Linderner griffen immer wieder an, blockten und fischten gut, Christoph holte sogar einen Kantenball, mit dem man nie im Leben gerechnet hätte. Am Ende wurde seine Laufbereitschaft leider nicht belohnt, mit 9:11 im fünften Satz verlor er denkbar knapp in einem wirklich engen Spiel. Auch beim Spiel Tobias Derichs gegen Dominik Franken war es lange Zeit sehr eng, Linderns Linkshänder mit dem Händchen für die richtige Technik flippte und zog, Tobias antwortete mit rasiermesserscharfen Abwehrbällen, vier Sätze lang war es ein richtig gutes Spiel. Dann der fünfte Satz. Beim Stand von 0:6 nimmt der mitgereiste Marko Gantevoort Time-Out für Tobias, aber es läuft einfach nicht mehr - während Dodo trifft wie ein Wilder, setzt Tobi alles daneben, verliert 1:11. Kopfschüttelnd verlässt er die Box, nach drei Fünfsatzniederlagen in Folge wollte da wohl der Kopf nicht mehr mitspielen. Jan Gantevoort indes setzt seine Tätigkeit als zuverlässiger Punktegarant für seine Mannschaft gegen Michael Dohmen fort, macht zwar auch ein paar uncharakteristische Fehler zwischendurch, überzeugt direkt danach aber wieder mit einem beinahe unmöglichen Ball. In drei Sätzen wird es zweimal eng, aber in der Verlängerung zeigte Jan auch die besseren Nerven. 5:2 für Lindern der Zwischenstand. Oliver Bösing bekam nun ein Rematch mit Markus Wagels, der ihn in der Rückrunde vergangener Saison noch haushoch abgeschossen hatte. In den ersten beiden Sätzen machte Markus mehrmals direkte Punkte mit seinen guten Aufschlägen, ansonsten war das Spiel sehr ausgeglichen, zu 9 und zu 7 für den Linderner. Im dritten Satz hatte Oli dann seine berüchtigten fünf Minuten, bekam jeden Aufschlag, blockte die weich gezogenen Topspins auch mal auf den Tisch und griff selber auch sicher und platziert an, ließ Markus beim 11:3 wenig Chancen. Dementsprechend ging der Unterbrucher mit hohen Erwartungen in den vierten Satz, machte aber zu viele einfache Schupffehler, die er sich gegen den gut spielenden Linderner nicht leisten konnte - bei 4:6 brach das Spiel dann und es lief gar nichts mehr, während Markus alles traf und 11:4 gewann. Norbert Hummen bestätigte danach seine Bombenform von den Kreismeisterschaften und traf zum Erstaunen seines technisch sehr versierten Mannschaftskollegen Jan auch mit ungewöhnlichen Bewegungen fast jeden Ball. In vier Sätzen war er gegen Corina Boms erfolgreich, die gar nicht mal so falsch gegen Norbert spielte. "Die Frau ist gut, aber nach dem ersten Satz hatte ich die durchschaut", bestätigte auch Norbert selbst diese Ansicht. Zwischenstand 6:3 für Lindern. Christoph sah im Spitzenspiel gegen den heute sehr guten Willi Genotte nicht viel besser aus als Julian, nach 11:13 im ersten Satz gingen die beiden letzten Sätze zu 6 und zu 3 recht klar an Willi. "Ich muss gegen den ziehen, aber dafür habe ich mich nicht gut genug bewegt, stand immer falsch. Ansonsten schupfen wir halt zehn Stunden lang, der macht ja keine Fehler", so Christoph selbstkritisch nach dem Spiel. Julian indes zeigte gegen Jürgen Boms ein ähnlich gutes Spiel wie zuvor Christoph gegen ihn. Während Christoph oft aus der Halbdistanz agierte, machte Julian aber direkt am Tisch ordentlich Druck, spielte manchmal zu hart und nicht genug nach vorne, aber auch viele wunderschön gesetzte saubere schnelle Angriffsbälle. Bei 1:2-Satzrückstand baute der kleine Jan seinen mit den eigenen Fehlern sichtlich unzufriedenen großen Kollegen dann wieder auf und Julian erkämpfte sich schließlich mit sehr starken Bällen einen Fünfsatzsieg. Zwischenstand 7:4 für Lindern. Tobias erarbeitete sich gegen Michael Dohmen mit teilweise extremen Abwehrbällen eine 2:1-Satzführung, auch wenn er ungewöhnlich viele Fehler mit der Vorhand machte. Im vierten Satz dann der Schock. Beim Stand von 10:10 geht Tobi bei der Abwehr nach hinten, Michael zieht hinterher, Tobias fischt ihn nochmal, drei Meter hinter dem Tisch, ein wunderbarer Abwehrball wie aus dem Lehrbuch um Haaresbreite über das Netz - der Linderner hebt ihn nur kurz rein, Tobi hechtet wie ein Weltmeister über 100m nach vorne, bekommt den Ball noch gerade so und bringt ihn auch tatsächlich noch auf den Tisch, kracht aber gegen eben jenen und rutscht darunter hinweg - und bleibt liegen. Schiedsrichter und Gegenspieler sind sofort bei ihm, die ganze Halle steht. Tobi gibt Entwarnung, es ist nichts passiert, nur sein Knie tut weh. Nach ein paar Minuten Pause kann er weiterspielen, der Punkt wurde regelgerecht für Michael gezählt, da Tobi den Tisch verschoben hatte. Der Linderner vergibt fairnesshalber absichtlich seinen Aufschlag, sodass es bei 11:11 weitergeht. Ein guter Ball von Michael, ein Fehler von Tobias, 11:13, er muss schon wieder in den fünften Satz. In der Bewegung sichtlich eingeschränkt gibt Tobi trotzdem nochmal alles, kann aber nicht mehr jeden Ball holen, verliert trotz heroischen Einsatzes mit 8:11 sein fünftes Fünfsatzspiel in Folge. Nach dem Spiel lässt er sich von seinen Eltern in die Notaufnahme bringen, vorläufige Diagnose Innenbandzerrung, Tobias wird also gegen Oberbruch und vielleicht auch gegen Straeten fehlen. Gute Besserung an dieser Stelle! Während Norbert trotz einiger guter Ansätze (und einem Noppenblock auf Rückhandschuss, der in Zentimeterhöhe über den ganzen Tisch bis in die äußerste Ecke segelt) in drei Sätzen Markus Wagels unterlag, tat sich auch Jan gegen Dominik Franken schwer, der mit seinem Zauberhändchen immer wieder gut verteilte. Nach zwei verlorenen Sätzen ist Jan den Tränen nahe, "Ich spiel so schlecht, das kann nicht sein" und muss erstmal von Christoph und Oliver wieder beruhigt werden, bevor Christoph ihm noch ein paar hilfreiche Tipps auf den Weg geben kann. Jan nun wie verwandelt, zuvor noch fast verzweifelt und mit sich selbst hadernd kämpft er sich jetzt verbissen in das Spiel zurück und bietet einem sehr stark aufspielenden Dominik Paroli. Auch wenn das Spiel inzwischen schon durch Norberts Niederlage gegen Markus entschieden ist, verfolgt die ganze Halle gespannt und abwechselnd jeweils zur Hälfte applaudierend den Schlagabtausch zwischen den beiden Technikmeistern. Oftmals über die Rückhand kommend setzt sich Jan schließlich im fünften Satz durch. Als Michael Dohmen ihm zu seiner guten Leistung gratuliert, widerspricht er jedoch und meint, er habe besser spielen können. Nun, manchmal kann man eben seine Topleistung nicht abrufen, aber gut gespielt war es trotzdem. Fazit des Spiels: Schlechte Tage oder schlechte Sätze hat jeder mal, aber wenn man solchen Einsatz zeigt wie Tobias und seine Jungs heute, dann ist das alles, was zählt - und manchmal gewinnt man halt auch trotzdem noch. Nur heute leider nicht.

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