Rückblick: Damen erreichen Halbfinale bei der Deutschen Meisterschaft
von Archiv am 29.08.2017 20:23 Uhr
Nachdem die Saison 2016/2017 schon für alle anderen ad acta gelegt war, reiste unsere erste Damenmannschaft vom 25. bis 28. Mai noch nach Fröndenberg zur Deutschen Pokalmeisterschaft der Verbandsklassen. Qualifiziert als Westdeutscher Vizemeister behauptete sich das Pokaltrio aus Katharina Kluttig, Ellen Limburg und Anne Jansen auch im vom Süden dominierten Teilnehmerfeld und wurde erst im Halbfinale unglücklich gestoppt. Als realistisches Ziel war das Viertelfinale anvisiert worden - in Gruppe B musste sich die Mannschaft dafür gegen SSV Schönmünzach (Württemberg), Spvgg Essenheim (Rheinhessen) und TTF Rastatt (Südbaden) durchsetzen. Das erste Gruppenspiel gegen Schönmünzach lief zunächst nach Plan, Katharina mit einem lockeren Auftaktsieg gegen Lena Gaiser und Anne unterlag der gegnerischen Spitzenspielerin Ann-Kathrin Burkowitz bevor Ellen mit einem 3:1 über Celine Blum die 2:1-Führung sicherte. Als die Württembergerinnen dann überraschend Gaiser/Blum als Doppel aufstellten und die deutlich stärkere Burkowitz auf der Bank ließen schien die Sache geritzt zu sein - doch das vermeintlich schwächere Duo kämpfte das sehr wacklig auftretende Unterbrucher Doppel Kluttig/Limburg in fünf Sätzen nieder. Glücklicherweise zeigte Katharina im anschließenden Einzel gegen Burkowitz eine bessere Leistung, denn die moderne Abwehrspielerin verlangte ihr einiges ab. Nach vier sehr knappen Sätzen ging es auch hier in den Entscheidungssatz - bei über 30°C Innentemperatur musste Kathi bei 10:8 Time-Out zum Trinken nehmen, Burkowitz verkürzte nochmal auf 10:10 - Katharina behielt die Nerven und siegte doch noch 14:12. Ellen sicherte mit einem sicheren 3:1 über Blum schließlich den 4:2-Gesamtsieg. Damit war der Grundstein für den Einzug ins Viertelfinale gelegt. Im zweiten Gruppenspiel ging man als haushoher Favorit in die Begegnung mit dem TTF Rastatt aus dem kleinen Verband Südbaden. Entsprechend deutlich siegten Katharina und Ellen in ihren Auftakteinzeln, nur bei Anne gegen Rastatts Eins Gerlinde Oesterle wurde es knapp, letztlich setzte Anne sich aber auch 3:2 durch. Zwar zeigten Kluttig/Limburg erneut eine schwache Doppel-Leistung, drehten einen 0:2-Rückstand gegen Oesterle/Kirschner aber noch um und sicherten den 4:0-Erfolg. Am Samstagmorgen ging es gegen Essenheim, die mit Nina Gierens (1572) die drittstärkste Spielerin des Turniers stellten. Neben den zu erwartenden Siegen von Katharina und Ellen gegen die schwächeren Spielerinnen setzte Anne hier trotz morgendlicher Übelkeit ein ganz dickes Ausrufezeichen als sie Gierens 3:1 bezwang. Nicht nur im Einzel, sondern endlich auch mal im Doppel gut, siegten Kluttig/Limburg auch 3:1 über Gierens/Seelauch wobei man einen Satz mit 11:1 stehen ließ. Am Ende ein in der Höhe verdientes aber unerwartetes 4:0. Im Viertelfinale hatte man mit dem TSV Lichtenwald (Württemberg) ein hartes Los gezogen, die Vorjahressiegerinnen hatten in der Gruppe 3:4 gegen Riedering (Bayern) unterlegen und überraschend als Gruppenzweite ins Viertelfinale eingezogen. Geführt von Ex-Oberliga-Spielerin Simone Tomaschek war die neu gegründete Mannschaft in den letzten Jahren von der 1. Kreisklasse bis in die Bezirksliga durchmarschiert ohne jemals ein Spiel zu verlieren. Anne unterlag im Auftakteinzel gegen Tomaschek erwartungsgemäß 0:3 so wie Katharina 3:0 gegen Sina Feirer gewann. Ellen spielte gegen Nummer 2 Beatrice Bachl stark und siegte 3:1 - der erste wichtige Punkt. Im Doppel gegen Tomaschek/Feirer war dann aber nichts zu machen, der erste Satz ging glatt 1:11 weg, Tomaschek schoss jeden Unterbrucher Aufschlag per Vorhand-Flip durch. Auf der Agenda: Aufschläge mit ordentlich Unterschnitt lernen. Behelfsmäßig versuchten Kluttig/Limburg es mit langen schnellen Aufschlägen, konnten Tomascheks Vorhand aber im offenen Spiel auch keine Paroli bieten. Es kam zum Spitzenspiel der beiden TTR-stärksten Spielerinnen des Turniers, Katharina (1578) ausnahmsweise mal Außenseiterin gegen Tomaschek (1644). Gleich vom ersten Satz an ging Kathi nur über die Rückhand und traf unglaublich gut. 11:3 zum Auftakt. Ihre Gegnerin stellte sich jedoch zum zweiten Satz gut darauf ein, umlief viel und riskierte auf der Rückhand weniger. In einem von beiden Seiten stark gespielten Spiel siegte die Lichtenwalderin zweimal zu 7 und im vierten zu 10 - da konnte Katharina nur anerkennend gratulieren, sie hatte dennoch super gespielt. Es folgte die entscheidende Partie Anne gegen Beatrice Bachl. In den Stunden seit dem letzten Gruppenspiel hatte sich Annes gesundheitlicher Zustand dabei eher verschlechtert als verbessert, aber sie biss noch einmal die Zähne zusammen und gab alles. Rückhand-Block und Vorhand-Schuss saßen, Anne siegte 3:1 und ließ sich verdient feiern. Ellen war im Abschlusspiel gegen Feirer zwar noch etwas nervös, wurde aber nach 2:0-Führung wieder supersicher und schloss mit 11:3 ab. 4:3 für Unterbruch, Einzug ins Halbfinale am Sonntag. Dort wurden die Unterbrucherinnen von Murphy's Law aufgehalten. Schon vor dem Turnier wussten wir, dass Anne am Sonntag arbeiten musste und ab dem Halbfinale fehlen würde - ironisch dass gerade sie erst den Viertelfinalsieg gesichert hatte. Aber auch zu zweit rechneten sich Katharina und Ellen noch Chancen aus - Ellen hatte bisher ein gutes Turnier abgeliefert und noch kein Einzel verloren und Kathi war halt Kathi, die kann eh jede hier schlagen. Zu schlagen galt es die TSV Königsbrunn aus Bayern, doch vorher mussten alle Spielerinnen ihre Schläger zur Kontrolle im elektronischen Messzentrum abgeben. Erst zum Anschlag um Punkt neun Uhr früh bekam Katharina ihren Schläger in einer Papiertüte vom Schiedsrichtergespann gereicht um ihr Auftakteinzel zu bestreiten. Gegen Ivana Taseva tat sich Kathi dann ungewöhnlich schwer, verlor 6:11 und 11:13 in den ersten beiden Sätzen. Eine Niederlage hier konnte sie sich auf gar keinen Fall leisten! Im dritten Satz Time-Out bei 1:5, dann stand sie bei 8:10 schon mit dem Rücken an der Wand, rettete sich aber nochmal in die Verlängerung. 12:12. Der Oberschiedsrichter spricht uns an, "da stimmt etwas nicht mit dem Schläger von Frau Limburg" - was? 13:13, jemand muss zum Schlägerkontrollzentrum, Ellen geht selbst. Katharina gewinnt 16:14, bleibt im Spiel, fragt wieso Ellen mit dem Oberschiri weg ist. "Ellen regelt das, konzentrier dich auf dein Spiel" - und sie dreht die Partie noch, gewinnt zweimal 11:7. Ellen kommt zurück, sie darf mit ihrem Schläger nicht spielen, die Vorhand-Noppe ist um 0,1 mm zu dick. Kein Ersatzschläger. Auf die Schnelle hat sie sich einen Spaßschläger von einem der Turnierhelfer geliehen und durch die Kontrolle gejagt, ein abgelutschter Friendship und ne kurze Noppe. Als Ellen fragt "Wie spielt man kurze Noppe?" kann man sich den Spielverlauf ihres nächsten Einzels schon ausmalen. Absolut chancenlos geht sie gegen Melanie Wantscher unter, ihr erst am Sonntagmorgen angereister Vater verlässt noch vor Ende des ersten Satzes die Bank. Ellen weint bittere Tränen der Enttäuschung, so wollte sie hier nicht aus dem Halbfinale einer Deutschen Meisterschaft ausscheiden. Es bringt nichts, auch die nächsten beiden Sätze gehen quasi kampflos verloren. Im Doppel versucht Katharina mit viel Risiko auf schnelle Punkte zu spielen bevor Wantscher/Wantscher Ellen auf der Vorhand festnageln können, im zweiten und dritten Satz wird es noch knapp aber wir unterliegen 0:3. Mit Annes beiden Kampflos-Einzeln steht die Niederlage damit fest, trotzdem muss Kathi noch zum Spitzenspiel gegen Brigitte Wantscher antreten. Zuerst möchte sie einfach abschenken, spielt dann aber doch. Es wird noch einmal eine 1:3-Niederlage, die mit 100% Siegeswille wahrscheinlich anders ausgegangen wäre. Unterm Strich bleiben der Mannschaft ein trotz allem sehr erfolgreicher dritter Platz bei der Deutschen Pokalmeisterschaft und einige Kenntnisse bezüglich Ausdehnung von Schlägergummi jenseits der 30°C - gut, dass die Saison in kühleren Gefilden stattfindet.