Damen krönen sich zum Bezirkspokalsieger - enges Spiel in eisiger Kälte

von Archiv am 08.01.2017 21:51 Uhr

Bei eisigen Temperaturen um den Gefrierpunkt fand am heutigen Sonntag das Bezirkspokalfinale der Damen in der seit Wochen nicht mehr geheizten Sporthalle von Neunkirchen statt. Unsere Damen mussten dabei ohne Anne Jansen antreten, die aus wärmeren Gefilden die Daumen drückte. Bereits zum einspielen bekam man von den Kohlscheider Herren Tipps sich Schal und Handschuhe anzuziehen (Anmerkung: Es wurde sich teilweise tatsächlich so eingespielt), die Nase würde das aber auch nicht schützen. Zusammen mit den Unterbrucherinnen hatten sich die Damen aus Bad Honnef, Langenich und Weiden für das Pokalfinale qualifiziert - klare Favoriten hierbei Unterbruch und Bad Honnef, die die beiden Bezirksliga-Gruppen jeweils ungeschlagen anführen. So war es etwas unglücklich, dass die "Mannschaftsführerinnen" der Favoriten bei der Auslosung das Halbfinale Weiden gegen Langenich zogen und somit selbst im Halbfinale aufeinandertrafen. Beide Mannschaften entschieden sich taktisch aufzustellen und opferten ihre drittbeste Spielerin gegen die Einserin der Gegner um gleichzeitig durch die Nummer zwei punkten zu können. Unterbruch stellte also mit Kluttig, Hanisch, Limburg auf, der Verbandsligaabsteiger mit Theiß, Walterscheid, Denkhaus. Die Partie startete wie erwartet mit 1:1 als Heike gegen Namensvetterin Heike Theiß Lehrgeld zahlen musste und Katharina sich trotz durchwachsener Leistung dreimal aus hohem Satzrückstand gegen Christina Walterscheid zurückkämpfte - nach 7:10-Rückstand im vierten Satz nahm Bad Honnef bei 9:10 Time-Out, doch Kathi behielt die Nerven und siegte 13:11. Das erste entscheidende Einzel stand an. Ellen sollte gegen die Vizebezirksmeisterin der Damen B, Johanna Denkhaus, einen wichtigen Punkt einfahren. Soweit der Plan. Denkhaus, TTR-mäßig auf Augenhöhe mit Ellen, setzte die Unterbrucherin aber gekonnt mit guten Angriffen unter Druck, die Ellen oftmals zu hoch von der Noppe zurückstiegen - im Gegenzug kam Ellen mit ihrer Rückhand kaum effektiv zum Zug, sodass die Partie trotz Ellens Kampfgeist in vier Sätzen verloren ging. Das Doppel, ursprünglich Plan A für den Siegpunkt, wurde nun zum Must-Win um Plan B überhaupt eine Möglichkeit zu geben. Die Gegner: Theiß/Denkhaus. Verbandsliga 16:2, Bezirksliga 9:1. Ein gutes Doppel. Keine leichte Aufgabe für Kluttig/Limburg, auch weil beide Spielerinnen in ihrem ersten Einzel schwächer als die Honneferinnen ausgesehen hatten. Doch Kathi und Ellen wollten noch nicht nach Hause, präsentierten sich beide bärenstark und zeigten ihr bisher bestes Doppel. Gut platzierte Bälle von Ellens Noppe lieferten immer wieder Vorlagen für Katharinas gnadenlosen Angriff, im Blockspiel zeigten sich beide Unterbrucherinnen sehr sicher und trotz des knappen Spielverlaufs hatte man immer das Gefühl Kluttig/Limburg haben das Ding in der Hand. 3:0 hieß es am Ende, der TTC war immer noch im Spiel. 2:2 stand es nun. Man könnte jetzt sagen die beiden seien endlich warmgespielt, ein Blick auf rötlich-blau verfärbte Hände zeigt aber, dass die gesamte Bewegungswärme der Spielerinnen für die Funktionsfähigkeit ihrer inneren Organe verwandt wurde. Die dicken Jacken, die die Zuschauer wie Zwiebelschalen an der Bande umgelegt ließen stellten für die Akteure an den Tischen einen Luxus dar, den sie sich nicht leisten konnten. Der Schalter überleben oder siegen war für Unterbruch nun aber auf den Einzug ins Finale eingestellt, so ließ Ellen beim 3:0 gegen Christina Walterscheid nicht mehr anbrennen als bei dieser antarktischen Kälte möglich war und gestaltete ihren Pflichtsieg deutlich angenehmer für die Unterbrucher Nerven als Kathi vor ihr. Für Katharina wurde es nun Zeit für Plan B. "Dann musst du halt die Theiß schlagen", lautete des Mannschaftsführers Vorgabe schon nach Ellens Niederlage gegen Denkhaus. Die mit 1655 TTR-Punkten notierte Honneferin bilanzierte letzte Saison mit 47:4 Verbandsliga oben, nun 24:0 in der Bezirksliga - die Favoritenrolle kam also klar der Gegnerin zu. Katharina jedoch drehte richtig auf und zeigte eines der besten Spiele ihrer Karriere, schon auf den ersten Aufschlag von Theiß setzte sie eine Rückhandrakete - Glücksball? Mitnichten. Jeden langen Aufschlag in ihre Rückhand schoss Katharina sofort durch, mit maximaler Geschwindigkeit, sie ging hohes Risiko und traf alles. Seit wann knallt die solche Dinger einfach so rein? 11:5 im ersten Satz. "Die wird dir jetzt keinen einzigen langen Aufschlag mehr in deine Rückhand geben, egal welcher Schnitt", meinte ich mit Seitenblick auf den heftig argumentierenden Honnefer Coach. Dennoch hielt Kathi auch im zweiten Satz ihr hohes Tempo, ging weiter sehr viel Risiko. Bei ungefähr 6:5 traf sie dann nicht mehr, wurde passiver und verlor durch starke Angriffe der Honneferin 7:11. Sie musste weiter das Spiel bestimmen, notfalls mit weniger Risiko. Denkste. Als hätte es den zweiten Satz nicht gegeben schoss Katharina direkt wieder zwei lange Aufschläge ihrer Gegnerin durch. Fast jeder Ball in ihre Rückhand war ein direkter Punkt, Oberschnitt, Unterschnitt, alles egal, alles wurde durchgerohrt. 11:6. Im vierten Satz nahm Bad Honnef schon bei 3:0 Time-Out. Theiß ging mehr über die Vorhand aber auch dort antwortete Kathi kompromisslos. 11:7. Sie gewann nicht nur gegen Theiß, sie dominierte das Spiel, drängte ihre Gegnerin komplett in die Defensive und ließ den starken Vorhandtopspin der Honneferin so gut wie nie zu. Einsame Spitze. 4:2 Endstand. Unterbruch hatte den schärfsten Konkurrenten ausgeschaltet und zog ins Finale ein. Heike Theiß weinte Tränen der bitteren Enttäuschung, ein seltenes Bild bei einer erwachsenen Tischtennisspielerin. Die Außenseiterin hatte ebenso überraschend wie hochverdient gesiegt. Das Finale wurde zur Formsache. Langenich setzte sich 4:1 gegen Weiden durch und trat den nun hochfavorisierten Unterbrucherinnen entgegen. Um ja kein Risiko einzugehen opferte sich Heike erneut als Nummer zwei, damit Ellen gegen schwächere Gegnerinnen sicherer punkten konnte. Langenich stellte normal von 1 bis 3 auf. Dennoch hielt Heike im Auftaktspiel gegen Michaela Hübener sehr gut mit, nahm ihr einen Satz ab und ging nach ein paar drüber geblockten Bällen leicht enttäuscht vom Tisch. "Wenn ich heute auch einen Punkt hätte holen können, dann den", meinte sie ein wenig zu hart zu sich selbst. Hübener schlug immerhin Bezirksliga oben auf. Katharina zeigte derweil eine sehenswerte Angriff gegen Abwehr Partie gegen Angelika Lerwe, die durch Kathis Druck sofort nach hinten getrieben wurde und sich oft in der Ballonabwehr versuchte. Normalerweise nicht ihr Spiel blieb Kathi dabei und traf auch die einfachen hohen Bälle bis Lerwe, die sehr viel zurückholte, nicht mehr hinterherkam. Das 3:0 war nie ernsthaft gefährdet, glücklich über ein gutes Spiel gratulierte Lerwe ihrer Kontrahentin anerkennend zum Punktgewinn. Etwas wacklig zeigte sich Ellen gegen Nicole Mescheder, viele einfache Fehler und das wiederholte Mantra ihres Vaters "die langen Bälle kannst du nicht ziehen" zogen sich durch vier Sätze in denen Ellen aber auch glanzvolle Akzente setzte, im vierten Satz vermehrt die Noppe ins Spiel brachte und somit Heike zu einer "tiefenentspannten Zählung" verhalf, bei der sich nur die Blätter auf Ellens Seite des Tisches über das Zählgerät bewegten. Trotz des Sieges war Ellen sichtlich unzufrieden nach dem Spiel. Der größte Wackler sollte jedoch noch folgen als Kluttig/Limburg nach dem grandiosen Doppel gegen Bad Honnef mit fast unterirdisch schlechter Leistung gegen Hübener/Lerwe begannen. Heike und die beiden mitgereisten Herren schlugen nach dem verlorenen ersten Satz schon die Hände über den Köpfen zusammen als Kathi sich in Standtischtennis verlor und Ellen Bälle angriff, die sie sofort selbst mit "Ellen! Lass es!" kommentierte. Getreu dem Motto nur das nötigste bewegten sich die beiden immer dann wenn es knapp wurde, schafften es einmal nicht mehr und gewannen so 3:2. Im folgenden Einzel gegen Hübener agierte Katharina zu Beginn sehr passiv, schupfte munter mit und wartete auf die Eröffnung ihrer Gegnerin. Keine gute Strategie. Durch reines Talent gewann sie dennoch 11:9 und strengte sich in den nächsten Sätzen immer mehr an, umlief am Ende sogar ihre Rückhand um ihre Vorhand-Eröffnung zum Punkt zu nutzen. 3:0. 4:1 für Unterbruch. Die frischgebackene Bezirkspokalsiegerin Heike war dabei gerade auf dem Weg zum ersten Sieg als sie bei Stand von 1:1 den dritten Satz gegen Mescheder fest im Griff hielt. So schlüpfte sie aber schnell wieder in ihre Jacke und gesellte sich zu ihren Mannschaftskameradinnen. Mit einem Glas Sekt und Kurznachrichten an die nicht anwesenden Fans der Mannschaft überbrückte man die Zeit bis zur Siegerehrung. Die Auszeichnung als Bezirkspokalsiegerinnen bedeutet gleichzeitig die Qualifikation für den Westdeutschen Verbandspokal der Bezirkspokalsiegerinnen am 23. April wo auch Anne Jansen hoffentlich wieder ins Geschehen eingreifen kann. Man darf gespannt sein was die Unterbrucher Damen dort nach ihrer starken Leistung gegen Bad Honnef erreichen können. Im April sollte es dann auch in ungeheiztem Territorium etwas wärmer sein.



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