220-Minuten-Schlacht zwischen Unterbruch V und Lindern III endet 7:9
von Archiv am 03.12.2014 08:03 Uhr
Es war das Spitzenspiel um den Aufstieg, denn die Übermacht aus Porselen mal außen vor gelassen hatte man hier die beiden stärksten Mannschaften der 2. Kreisklasse vor sich, das vorentscheidende Spiel um Platz zwei und eine damit verbundene optimale Ausgangsposition in der Relegation. Die Linderner traten dabei erst zum zweiten Mal mit Nummer Eins Stefan Koltermann an, dafür fehlten jedoch Willi Genotte und Thomas John. Unsere Fünfte traf es härter, waren mit Hans von Cleef und Gerd Mobers gleich zwei ihrer Akteure zum Zuschauen verdammt, da sie zur Sollstärkenerhaltung in die Vierte hochgerückt waren, außerdem war auch noch Max Köster erkrankt, sodass der auf fünf gemeldete Werner Schäfers bis ins obere Paarkreuz hochrutschte und mit Yannik Duven, Oliver Bösing und Nils Heinrichs gleich drei Ersatzleute benötigt wurden. So konnte man in den Eingangsdoppeln lediglich durch Mülstroh/Schröder gegen Koltermann/Dohmen punkten, sowohl Schäfers/Heinrichs gegen Boms/Franken als auch Duven/Bösing gegen van Duijnhoven/Wagels mussten sich den stark aufgestellten Linderner Doppeln beugen. Im oberen Paarkreuz setzte sich Jacky Mülstroh schlussendlich sicher gegen Nils van Duijnhoven durch, obwohl dieser sich etwas mehr ausgerechnet hatte. Werner Schäfers musste dem Sprung zwei Paarkreuze nach oben gegen Stefan Koltermann Tribut zollen und konnte trotz kämpferischer Einstellung nicht viel ausrichten. In der Mitte unterlag Yannik Duven, der diese Saison erst dreimal einen Schläger gehalten hat, dem sehr sicher spielenden Jürgen Boms. Man konnte die Ansätze von Yanniks Möglichkeiten erkennen, aber die Kontinuität fehlte einfach. Am Nebentisch entwickelte sich derweil ein hart umkämpftes Match zwischen Reiner Schröder und Michael Dohmen, bei dem Reiner schon nach dem ersten Satz gehörig Wut im Bauch hatte, nach 10:7-Führung ging dieser noch verloren. Reiner kämpfte sich im zweiten Satz wieder zurück, blockte was das Zeug hielt während Michael zog, in sehenswerten Ballwechseln siegte Reiner in Satz zwei, Michael dann im dritten. Im vierten Satz fing der Unterbrucher an zu köcheln, schimpfte mit sich selbst über seine Fehler, dann kam es zu einem Novum: Reiner schleuderte nach einem weiteren Fehler stinksauer seinen Schläger auf den Boden, der dies nicht überlebte und entzweibrach. Das war ihm in seiner schon Jahrzehnte andauernden Tischtenniskarriere noch nie passiert. Der zuschauende Alexander Silnik griff sofort zu seiner Tasche und reichte Reiner seinen Schläger, David Duven merkte an, dass dies eigentlich nicht erlaubt sei, aber in der 2. Kreisklasse sieht man das nicht so eng, wie sagte Reiner so schön: "Der ist mir nur aus der Hand gefallen. War bestimmt schon angebrochen." - Michael Dohmen brachte seine hohe Führung jedoch durch und siegte auch so, erwies sich nach seiner Geste gegenüber Tobias Derichs beim Spiel Linderns gegen die Sechste ein weiteres Mal als großer Sportsmann. 2:5 also der Zwischenstand und Dominik Franken und der Autor befürchteten schon, dass es gar nicht mehr zu ihrer Begegnung am Ende kommen würde, freuten sie sich doch eigentlich beide auf ein weiteres spannendes Fünfsatz-Duell wie zwischen ihnen üblich. Doch zunächst musste Dominik gegen Nils Heinrichs an den Tisch, der den eigentlich im offenen Spiel ziemlich starken Linderner viel laufen ließ und wie schon beim gestrigen Jugendspiel gegen Jülich seine eigenen Qualitäten im offenen Spiel bewies, letztendlich siegte Nils verdient in drei Sätzen. Gleich im Anschluss zog der Youngster sein zweites Einzel gegen Markus Wagels vor - eine weise Entscheidung, denn darauf hätte er noch lange warten müssen. Zwischen den beiden entwickelte sich eine hochklassige und sehr spannende Partie, in der Nils nach 1:2-Satzrückstand von Coach Silnik dann auf Siegkurs gebracht wurde. Im vierten Satz war es noch knapp, aber im Entscheidungssatz hatte Nils den Bogen dann ganz raus und spielte den Sieg souverän nach Hause. Markus hängte dann gleich sein eigentlich erstes Einzel gegen Oliver Bösing an, die beiden bisherigen Begegnungen zwischen den beiden waren einmal klar 3:0 und einmal knapp 3:1 für Markus ausgegangen, der Autor wusste also, dass es schwer werden würde, mehrmals während des Spiels Heinrichs gegen Wagels äußerte er gegenüber seinem Doppelpartner den Respekt vor dem Linderner. In den ersten beiden Sätzen konnte Oli dann beide Male die Führung nicht nach Hause bringen, im dritten Satz hatte Markus ihn dann sicher in der Hand und siegte auch in der dritten Begegnung erneut. "Das sah am Samstag aber noch besser aus bei dir", merkte David an, vielleicht hatte Oli auch etwas zu viel Respekt vor seinem Angstgegner gezeigt. Beim Stand von 4:6 sah es also immer noch nicht besonders gut aus für die Fünfte, auch wenn Jacky erneut seiner Favoritenrolle gegen Stefan Koltermann gerecht wurde und auf 5:6 verkürzte, denn Werner lag inzwischen 0:2 gegen Nils van Duijnhoven zurück und bei Yannik und Oli rechnete die Fünfte mit zwei weiteren Niederlagen, punkten konnte nun eigentlich nur noch Reiner. Aber Werner kämpfte sich richtig in sein Spiel rein, umlief oftmals seine Rückhand und setzte den berüchtigten Schäfers-Topspin, holte sich den dritten Satz. Im vierten Satz musste er sich dann aber leider knapp geschlagen geben, 5:7 nun der Spielstand. Während Yannik gegen Michael Dohmen dasselbe Problem hatte wie gegen Jürgen Boms, nämlich fehlende Spielpraxis, die ihn zwar teilweise ganz gut aussehen ließ, ihn aber doch nicht zum Sieg führte, fand Reiner am Nebentisch gegen Jürgen nicht richtig ins Spiel, Mitschuld daran trug auch Alexanders Schläger, den er sich in Abwesenheit seines eigenen erneut ausgeliehen hatte. Aber wer beim 0:2-Satzrückstand mit einer baldigen Heimfahrt gerechnet hatte, den belehrte Reiner nun eines besseren. In eindrucksvoller Manier und immer besser mit dem fremden Spielgerät zurechtkommend kämpfte sich der Routinier zurück, holte den dritten Satz, stand im vierten schon bei 8:10 mit dem Rücken an der Wand, wehrte die Matchbälle jedoch ab, im fünften Satz legte er dann mit 6:0 vor, er schien das Ding tatsächlich gedreht zu haben, dann zwei einfache Fehler, Jürgen wittert seine Chance, spielt noch einmal ganz groß auf und kommt auf 6:5 ran, Alex Silnik steht kurz vor einem Time-Out zum Wohl seines Schlägers, aber Reiner nimmt es von sich aus, sammelt noch einmal seine Konzentration, allein am Rand der Box stehend lehnt er Ratschläge ab, er weiß, was er zu tun hat. Zurück am Tisch findet er dann wieder rein, beide Spieler liefern sich lange Ballwechsel mit gegenseitigen Angriffen, es werden teils unglaubliche Bälle noch geholt, Reiner führt schließlich 9:8, dann trifft er zweimal nicht, 9:10, Matchball für Lindern, Jürgens Mannschaftskollegen treiben ihn zur Verwandlung an, aber Reiner hält mit einem hochriskanten Vorhandtopspin in die Ecke dagegen, wehrt den Matchball ab, geht wieder in Führung, vergibt erneut, die Spannung ist kaum auszuhalten. Reiner punktet mit einem Kantenball und lautem "Jaaa! Oh sorry, tut mir leid, tut mir leid" zum 12:11, es folgt wieder der Ausgleich, dann wieder Führung für Reiner - und mit einem weiteren Kantenball gewinnt er das Spiel, das prompte "Tut mir leid" kauft ihm zwar keiner ab, aber wenn auch mit etwas Glück dabei hält der die Fünfte im Spiel. Die Uhr zeigt 22:20 Uhr, als es beim Stand von 6:8 zur erneuten Auflage des Klassikers Bösing gegen Franken kommt, da Dominik für Linderns Doppel 1 aufschlägt, kann Reiner also erstmal in Ruhe zuschauen, eine kurze Verschnaufpause einlegen, falls es zum Schlussdoppel kommen sollte. Eine kurze? Na, da kann er aber lange warten. Doch zunächst verläuft das Spiel ganz normal, Dominik punktet vor allem durch seine hervorragenden Aufschläge, die ihm entweder direkte Punkte oder eine sehr gute Ausgangslage für den Ballwechsel liefern, Oli kommt nur bei eigenem Aufschlag ab und zu über seinen Vorhandtopspin ins Spiel, schnell steht es 10:4 für Dodo, die Fünfte hat das Spiel schon fast abgehakt, fragt sich, was heute mit Max, Hans und Gerd möglich gewesen wäre. Als Oli nochmal auf 8:10 rankommt, verhallen Jackys Anfeuerungen einsam in der Halle, dann geht der Ball über den Tisch, der erste Satz geht an Lindern. Im zweiten Satz kommt Oli besser auf Dominiks Oberschnitt-Seitschnitt-Varianten zurecht, kontert die Angaben niedrig genug auf den Tisch zurück, dass er auf die Angriffe des Linderners in sein Blockspiel finden kann, bei eigenem Aufschlag immer wieder aus dem Schupfspiel über den Vorhandtopspin kommend setzt er sich schließlich mit 11:7 durch, inzwischen nicht nur von Jacky, sondern auch von den anderen angefeuert. In der Satzpause verlangt er nach Bier, echtem Bier, kein Radler. Nun von Alex Silnik und Gerd Mobers beraten und bei einem Sieg mit einem Bier von David in Aussicht kann es in den dritten Satz gehen, in den voller Zuversicht gestartet wird. Aber auch Dominik wurde in der Satzpause beraten, bestimmt nun aktiver das Spielgeschehen, streut immer wieder schnelle Angaben und Unterschnittvarianten ein, bringt Oli mit seinen Aufschlägen zur Verzweiflung, der Unterbrucher brüllt durch die Halle, dass er keinen verdammten Aufschlag zurückbekommt, Dodo siegt souverän zu sechs. Mehr Bier, erneut reden Alex und Gerd auf den Autor ein, mahnen ihn zu Geduld, der Vorhandtopspin muss eingesetzt werden, aber auch nicht zu früh, die Aufschläge einfach auf den Tisch bringen, das geht noch. Die Partie wird zunehmend spannender, die Unterbrucher und Linderner auf den Bänken feuern ihre Leute an, Dominik punktet durch gutes Händchen mit überraschenden Angriffen auf die Tischaußen, Oli wie mit seinen Beratern besprochen immer wieder über den Vorhandtopspin und einen eventuell folgenden Block in die tiefe Vorhand des Linkshänders. Bei 9:9 zieht Oli dann mit der Rückhand - warum? Der Matchball wird abgewehrt, Oli geht in Führung, dann Dominik mit einem starken Ball, doch schließlich geht der vierte Satz mit 13:11 an Unterbruch. Neben Alex und Gerd sind nun auch Jacky und Werner dabei, der Sieg des Ersatzspielers und das Schlussdoppel nun eine echte Möglichkeit. Der Entscheidungssatz verläuft zunächst ähnlich wie der vierte Satz, dann steht es 9:9 und beide Kontrahenten bekommen es mit der Angst zu tun, von jetzt auf gleich wird vom Angriffsspiel auf's Dauerschupfen umgestellt, erst nachdem der Ball zigmal über das Netz ging greift einer an, es geht in die Verlängerung, bei 13:12 für Oli zaubert Dodo nochmal einen wunderbaren Angriffsball auf den Tisch, nervenstark wehrt er den Matchball ab, dann wird wieder geschupft, nur selten zieht der Unterbrucher mal mit der Vorhand an, das Spiel zieht sich in die Länge. Bei 15:16 klatscht Oli dann einen hohen Ball mit der Rückhand über die Netzkante auf den Tisch, die Unterbrucher Bank atmet erleichtert auf. Direkt danach ein Schupffehler, Dominik führt 17:16, dann traut sich Oli nach gefühlten 100 mal sicheren Schupfens nochmal mit der Vorhand zu ziehen, direkter Punkt, Ausgleich 17. Nach zwei weiteren endlos langen Schupforgien, in der sich keiner von beiden zu etwas traut, schiebt Dodo schließlich zweimal den Ball ins Netz, das Spiel geht mit 19:17 an Unterbruch V. Zwar waren die Spiele zwischen Oliver und Dominik schon immer sehr knapp gewesen, aber so knapp war es bisher noch nie. Die Uhr zeigte nun 23:10 Uhr, nach fünfzig Minuten wurden die Zuschauer endlich erlöst, teilweise war es ihnen am Ende völlig egal, wer von den beiden denn jetzt gewann, Hauptsache es fand ein Ende. Der völlig erschöpfte Dominik legte sich nach dem Handschlag erstmal ein paar Minuten auf den Boden, bevor er sich zum Trikotwechsel auf die Bank schleppte - nun stand das Schlussdoppel an. Mit Mülstroh/Schröder und Boms/Franken hatte man hier zwei bis auf Porselen ungeschlagene Doppel, dennoch waren Mülstroh/Schröder hier die Favoriten. Mit einem klaren 11:3 im ersten Satz zeigten Jacky und Reiner gleich ihre langjährig antrainierten Qualitäten, im zweiten Satz führte man auch schon 7:3, alles schien auf ein - sicherlich nicht unverdientes - Unentschieden zwischen der Fünften und Lindern III hinauszulaufen. Aber ein sehr sicherer Jürgen Boms und ein erstaunlicherweise wieder gut angreifender Dominik Franken hielten dagegen, auf der Gegenseite wackelte vor allem Reiner Schröder, der plötzlich nicht mehr traf - zwischendurch versuchte sich ersatzweise Jacky als Angreifer, was aber nur noch zu mehr Fehlern führte. Nach noch verlorenem zweiten Satz ging auch der dritte Satz an Lindern, vor allem Werner Schäfers konnte kaum noch an sich halten, in der Satzpause wurde auf Reiner eingeredet, ziehen, nicht klatschen. Im vierten Satz lief es aber trotzdem nicht besser, Mülstroh/Schröder schon 1:6 hinten. Dann drehte Reiner auf einmal wieder auf, nach einem guten Topspin war er direkt wieder im Spiel, mit vielen starken Bällen und einem sicheren Jacky an seiner Seite bahnte sich Reiner an, nach seinem zweiten Einzel ein weiteres Spiel noch zu drehen, Unterbruch ging 9:8 in Führung, dann 10:9, eine Riesenrückhand von Dominik verhindert jedoch den Satzgewinn, Jürgen macht keinen Fehler an seiner Seite mehr, ein Ball von Reiner geht haarscharf drüber, noch ein Riesenball von Dodo, 12:10 für Lindern, Dominik und Jürgen fallen sich in die Arme, Werner wettert, dass er glatt sein Haus auf einen Sieg von Mülstroh/Schröder verwettet hätte, aber das Spitzendoppel der Fünften musste sich dann doch den Lindernern geschlagen geben, Reiner Schröder wird vom Held, der die Fünfte schon am Abgrund der Niederlage stehend noch einmal ins Spiel zurückholt, zur tragischen Figur des Schlussdoppels. Als das Spiel um 23:40 Uhr nach 220 Minuten ein Ende findet, beschwert man sich jedoch vor allem beim Autor und bei Dodo Franken, die mindestens eine halbe Stunde kürzer hätten spielen können. Das traditionelle gesellige Ründchen zwischen Lindern und Unterbruch dauerte deshalb nicht besonders lange, vielleicht kann man in der Rückrunde ja ein wenig länger noch das Abschlussbierchen genießen, dann hoffentlich wieder mit einer kompletteren fünften Mannschaft, deren dezimierte Aufstellung mitsamt ihren Ersatzspielern heute eine starke Leistung gegen wie immer sympathisch auftretende Linderner lieferten, die am Ende leider nicht mit einem Punkt belohnt wurde. Dafür wird ein langes Spiel auch mit einem langen Bericht belohnt wie unsere Gäste bereits andeuteten.